Entkernung abgeschlossen!

von Elena Schäfer

Einige Jahre stand das Gebäude in der Vorstadt 20 in Weilburg leer. Es hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im Jahre 1758 als Arbeits- und Zuchthaus gebaut wurde es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Kirchenschiff umgebaut und mit dem Anbau eines Chores erweitert. In den 1960 er Jahren wurde das Gebäude einer profanen Nutzung zugeführt.

Während der umfangreichen Umbauarbeiten in den 60 er und 90 er Jahren wurde massiv in die Bausubstanz eingegriffen. Im ehemaligen Chor wurden durch den Einbau einer Flachdecke die Strebepfeifer, Kapitelle und Blendspitzbögen beschädigt und zerstört. Wegen Undichtigkeiten brachen Holzdecken ein und das Gebäude verwahrloste. Der Kauf des Gebäudes durch eine Weilburger Familie ermöglicht die Rettung des Gebäudes. Der Erhalt des Gebäudes ist ein wichtiger Baustein zur Bewahrung des historischen Stadtbildes von Weilburg.

Es entstehen eine Arztpraxis, ein Nahversorgermarkt mit Café und moderne Wohnungen. Aufgrund des maroden Zustands des Gebäudes ist es zunächst erforderlich, die Standsicherheit wiederherzustellen und die Bausubstanz zu sichern. Die alten Holzdecken werden etagenweise rückgebaut und sollen gegen Ziegel-Einhangdecken oder Betondecken ausgetauscht werden. Der Dachstuhl wird gegen Einsturz gesichert.

Der vorhandene Putz bieten keinen tragfähigen Untergrund mehr und wurden im gesamten Bereich behutsam abgenommen, nun sollen im Kontrast zu den minimalistischen neuen Elementen die freigelegten Ziegelwände des Treppenhauses sowie der Natursteinwände ausgewählter Bereiche in den Wohnungen, der Arztpraxis und des Cafés erhalten bleiben und hell lasiert werden. Die wenig passende Fensterfront der Nordfassade wird zurückgebaut und die vorhandenen Rundbogenfenster der Originalfassade wiederhergestellt. Das Erscheinungsbild der Fassade wird aufgewertet und gibt von Innen den Blick auf den Schlossgarten frei.

Das mit Wärmepumpen unterstützte Energiekonzept sorgt - gemeinsam mit hohen Dämmstärken - für eine ausgezeichnete Energiebilanz und erreicht den Standard KfW Effizienzhaus Denkmal. Alle Materialien werden nach ökologischen und baubiologischen Gesichtspunkten ausgewählt. In Kombination mit dem freigelegten Naturstein und Ziegeln entsteht ein Gebäude, das vom Flair des Unperfekten lebt. Dies soll sich auch in der Lichtgestaltung des ehemaligen Chors widerspiegeln.

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